Gynäkologische Krebsarten
Ein Übersicht über Entstehung, Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten von gynäkologischen Krebsarten.
Zervixkarzinom
Auch Gebärmutterhalskrebs.
Bösartige Tumoren der Gebärmutter sind die häufigste Krebserkrankung der weiblichen Genitalorgane. Unterschieden wird zwischen der Krebserkrankung des Gebärmutterhalses und der Krebserkrankung des Gebärmutterkörpers. Die beiden Tumorarten gehen jeweils von einem anderen Gewebe aus und unterscheiden sich hinsichtlich Früherkennung, Krankheitszeichen, Diagnose und Behandlung.
Bösartige Tumoren des Gebärmutterhalses (Zervixkarzinome), entwickeln sich zumeist aus der Plattenepithelhaut im Übergangsbereich (Transformationszone) von Gebärmutterschleimhaut und Plattenepithelhaut der Scheide. In seltenen Fällen gehen sie von den Schleimhautzellen des Muttermundes aus. Die Entartung des Gewebes ist ein Prozess, der sich über Jahre hinzieht und über zumeist virusassoziierte (Human Papilloma Virus, HPV-positive) Krebsvorstufen verläuft. So erkranken Frauen am In-Situ-Karzinom, der Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs, im Durchschnitt mit 34 Jahren, am invasiven Gebärmutterhalskrebs mit 55 Jahren.
Epidemiologie
Die Zahl der Todesfälle durch Gebärmutterhalskrebs in den letzten 30 Jahren stark zurückgegangen. Die Krankheitshäufigkeit variiert mit dem Lebensalter. Besonders oft betroffen sind Frauen zwischen 40 und 59 Jahren. Ein zweiter Anstieg der Häufigkeit zeigt sich nach dem 60. Lebensjahr. Vorstufen und Frühformen von Gebärmutterhalskrebs werden vor allem bei Frauen im Alter von 20-40 Jahren festgestellt. Die relative Fünf-Jahres-Überlebensrate nach der Diagnose eines invasiven, also in das umgebende Gewebe hineinwuchernden Gebärmutterhalstumors, liegt bei 69%.
Diagnose
Abhängig von Lebensalter werden unterschiedliche Screening Untersuchungen angeboten:
Im Alter von 20 bis 34 Jahren können alle Frauen einmal jährlich eine gynäkologische Untersuchung und PAP-Abstrich durchführen lassen. Ab dem 35. Lebensjahr können Frauen künftig alle drei Jahre eine Kombinationsuntersuchung durchführen lassen, die eine gynäkologische Untersuchung, einen HPV-Test und einen PAP-Abstrich umfasst.
- Spiegelung des Gebärmutterhalses
- PAP-Abstrich
- HPV-Test
Untersuchungsmethoden
Spiegelung des Gebärmutterhalses (Kolopskopie)
Die Kolposkopie dient zur Erkennung von Erkrankungen des Gebärmutterhalses und zur Früherkennung des Gebärmutterhalskrebses. Für die Untersuchung entfaltet der Arzt die Scheidenwände mit einem Metallspatel, dem Spekulum, und positioniert ein spezielles Untersuchungsmikroskop vor der Scheide. Mit diesem so genannten Kolposkop kann er die Scheide und den Muttermund beleuchten und 6 bis 40-fach vergrössern. Dabei werden kleinste Gewebedefekte, Geschwülste und Blutungen sichtbar. Die Kolposkopie sollte im Verdachtsfall ergänzend zum Zellabstrich (PAP-Test) durchgeführt werden. Entsteht bei der Kolposkopie der Verdacht auf eine bösartige Veränderung des Muttermundes, wird eine Gewebeentnahme unumgänglich.
PAP-Abstrich (PAP-Test)
Die PAP-Abstrich ist die mikroskopische Untersuchung von Zellen in einem Zellabstrich vom Gebärmutterhals zur früh- bzw. rechtzeitigen Entdeckung von Krebs und dessen Vorstadien. Er beruht auf der Beurteilung von gefärbten Zellabstrichen vom Muttermund. Zellen werden entnommen und auf einem Objektrager ausgestrichen, diese werden gefärbt mit einer speziellen Färbelösung zur Identifikazion von bösartig veränderten Zellen.
HPV-Test
Eine Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) lässt sich heute relativ einfach nachweisen. Tests sind in der Lage, Erbmaterial von Humanen Papillomviren aufzuspüren. Bei jüngeren Frauen kommen häufig HPV-Infektionen vor, die nach kurzer Zeit vom Immunsystem wieder beseitigt werden. Hier würde ein positives Testergebnis nur beunruhigen und ggf. weiteren, in diesem Fall unnötigen Untersuchungen Anlass geben. Deshalb sollte ein sogenannter HPV-Test nur dann gemacht werden, wenn ein Zellabstrich ein auffälliges Ergebnis zeigte oder auch als Suchtest, wenn eine Frau älter als 30 Jahre ist.
Für den HPV-Test benötigt man Zellmaterial, welches entweder über einen Schleimhautabstrich oder aus einer kleinen Gewebeprobe aus dem möglicherweise infizierten Bereich entnommen wird. Im Labor können die HPV-Typen bestimmt werden. Der HPV-Test liefert aber nur eine Momentaufnahme. Da HPV-Infektionen von selbst ausheilen können, sagt ein negatives Testergebnis nichts darüber aus, ob nicht schon früher einmal eine Infektion stattgefunden hatte. Liegt ein positives Testergebnis vor, ist das noch kein Grund zur Beunruhigung, da sich 70% der Frauen irgendwann mit HPV anstecken und nur vergleichsweise wenige von ihnen Krebs entwickeln. Ist das Ergebnis jedoch positiv, sollte besonderer Wert daraufgelegt werden regelmässig Kontrolluntersuchungen durchführen zu lassen, damit Zellveränderungen frühzeitig erkannt werden können.
Behandlungsmethoden
Gebärmutterhalskrebs kann mit einer Operation, Bestrahlung und Chemotherapie behandelt werden. Welche Behandlungen infrage kommen, hängt unter anderem davon ab, wie weit der Tumor fortgeschritten ist und ob eine Frau noch Kinder bekommen möchte. Wird der Gebärmutterhalskrebs früh erkannt und kann durch eine Operation vollständig entfernt werden, sind die Heilungschancen sehr gut. Wenn er bereits körperliche Beschwerden verursacht, ist er häufig schon fortgeschritten und schwieriger zu behandeln. Es wird empfohlen, Gebärmutterhalskrebs in spezialisierten Zentren behandeln zu lassen, in denen Ärztinnen und Ärzte aus den Bereichen Gynäkologie, Onkologie, Anästhesie, Pathologie, Strahlentherapie, Radiologie und Psycho-Onkologie zusammenarbeiten.
Operation (Konisation)
Die Operation steht meist an erster Stelle. Ziel ist es, den Krebs vollständig zu entfernen. Bei Vorstufen einer Krebserkrankung und sehr kleinen Tumoren kann eine Konisation ausreichen. Bei der Konisation wird mit dem Tumor ein etwa kirschgroßes, kegelförmiges Stück von Muttermund und Gebärmutterhals entfernt. Operiert wird über die Scheide, unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose. Nach einer Konisation und einer Teilentfernung des Gebärmutterhalses kann eine Frau noch Kinder bekommen
Reicht eine Konisation nicht aus, wird ein größerer Teil des Gebärmutterhalses und/ oder die gesamte Gebärmutter entfernt. Unter Umständen werden auch Teile angrenzender Organe oder Bindegewebe entfernt. Dazu wird in Vollnarkose über die Scheide, im Zuge einer Bauchspiegelung oder einen Bauchschnitt operiert. Die Entfernung der Gebärmutter ist oft körperlich wie psychisch belastend. Wenn bei jüngeren Frauen die Eierstöcke mit entfernt werden, können unter anderem Beschwerden wie in den Wechseljahren auftreten.
Strahlentherapie
Bei einer Strahlentherapie wird der Tumor mit Röntgenstrahlen behandelt, um die Krebszellen zu zerstören. Die Gebärmutter kann von aussen über die Haut oder von innen über die Scheide bestrahlt werden. Letzteres wird Brachytherapie genannt. Bei der Behandlung wird darauf geachtet, umliegendes Gewebe so gut es geht zu schonen. Da es sich dennoch oft nicht vermeiden lässt, dass die Strahlen auch umliegendes Gewebe treffen, kann es zu Nebenwirkungen und Folgeschäden wie Blasenproblemen, trockener Scheide oder Schleimhautentzündungen kommen. Zur Behandlung von Gebärmutterhalskrebs wird eine Strahlentherapie normalerweise mit einer Chemotherapie kombiniert (Radiochemotherapie).
Chemotherapie
Eine Chemotherapie soll die Krebszellen daran hindern, sich weiter unkontrolliert zu teilen. Die Medikamente (Zytostatika genannt) werden in der Regel über eine Infusion in die Vene verabreicht, manchmal aber auch als Tabletten. Eine Chemotherapie wird bei Gebärmutterhalskrebs in der Regel mit einer Strahlentherapie kombiniert. Eine alleinige Chemotherapie kommt bei einem Rückfall infrage oder wenn der Krebs in andere Körperbereiche gestreut hat (Fernmetastasen).
Da eine Chemotherapie auch auf gesunde Zellen wirkt, kann sie belastende Nebenwirkungen wie Übelkeit, Durchfall und Entzündungen (zum Beispiel der Mundschleimhaut) haben. Die Medikamente können in der Arztpraxis oder in einer Klinik gegeben werden. Die Behandlung wird in regelmässigen Abständen wiederholt.
Antikörpertherapie
Zusätzlich zur Chemotherapie kann mit der sogenannten Antikörpertherapie behandelt werden. Sie richtet sich gezielt gegen Krebszellen, indem sie zum Beispiel ihre Blutversorgung behindert und so das Tumorwachstum hemmt. Die Medikamente werden ebenfalls per Infusion verabreicht. Eine Antikörpertherapie kommt meist nur bei Metastasen oder einem Rückfall infrage.
Entscheidungsweg
Nach der Diagnose Gebärmutterhalskrebs ist in der Regel genug Zeit, sich ausführlich über die Behandlungsmöglichkeiten zu informieren und dann zu wählen. Welche Therapie im Einzelfall durchgeführt wird, hängt insbesondere von die Sitz und Grösse des Tumors und das Alter und der allgemeine Gesundheitszustand der Patientin ab. Wichtig ist, dass Sie mit Ihren behandelnden Arzt/ Ärztin ausführlich über den Befund und die Heilungschancen (Prognose) Ihrer Erkrankung sprechen. Lassen Sie sich die verschiedenen Therapiemöglichkeiten genau erläutern, die für Sie in Frage kommen, und informieren Sie sich auch über die Möglichkeit einer Teilnahme in klinische Studien. Gut durchdachte, gut durchgeführte klinische Studien sind die einzige Möglichkeit, die tatsächliche Wirksamkeit eines vielversprechenden neuen Wirkstoffs oder einer Intervention, die untersucht wird, zu bestimmen.
Die enormen Fortschritte bei der Behandlung von Krebs im Kindesalter sind das direkte Ergebnis klinischer Studien. Mehr als 60 Prozent der krebskranken Kinder nehmen an klinischen Studien teil, aber nur 3 Prozent der krebskranken Erwachsenen. Das beste Management für Ihr als Krebspatientin kann aus der Teilnahme an einer klinischen Studie bestehen.
Sollte die Teilnahme an klinischen Studien der NEUE Behandlungsstandard für Frauen mit Gebärmutterhalskrebs sein?
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